
Wallstein Verlag, Göttingen
419 S., € 39,90
ISBN: 978-3-8353-3288-1
Informationen auf den Seiten des Verlags
(Reihe: Geschichte des Reichsarbeitsministeriums)
Erschienen am 5. November 2018
Die Durchführung der gesetzlichen Rentenversicherung erfuhr während der Zeit des Nationalsozialismus keine grundlegenden Änderungen – so die bisherige Annahme in der historischen Forschung. Tatsächlich hat die Politik des Reichsarbeitsministeriums dazu geführt, dass bei der Vergabe von Rentenleistungen Nützlichkeitserwägungen für die "Volksgemeinschaft" die dominierende Rolle spielen sollten. Vermeintlich brachliegende Arbeitskräfte unter den Leistungsempfängern der Rentenversicherung wurden so dem nationalsozialistischen Arbeitseinsatz wieder zugeführt. Grundlage dieser Entwicklung war ein Wandel der Verwaltungsstrukturen in der mittleren und unteren Ebene des Systems der gesetzlichen Rentenversicherung. Das Reichsarbeitsministerium konnte dabei die vermeintliche Schwäche, die die Reichsministerien während der NS-Zeit kennzeichnete, durch eine entschiedene Rechtsverordnungspraxis mehr als ausgleichen. Alexander Klimo geht der Frage nach, wie ein Reichsministerium unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Diktatur agierte und trotz Widerständen von NS-Organisationen und anderer Reichsministerien ein eigenständiges politisches Profil entwickeln konnte.
Einleitung
I. Die Behördenstruktur der gesetzlichen Rentenversicherung
1. Die Hauptabteilung II des Reichsarbeitsministeriums
2. Die Landesversicherungsanstalten als Träger der Arbeiterrentenversicherung
3. In Bewegung: die Akteure in der Rentenversicherungspolitik
II. Die Sanierung der Invalidenversicherung, 1932-1934
1. Die Absenkung des Leistungsprofils der Träger
2. Die Programmentwicklung zum Sanierungsgesetz
3. Gelungene Einflussnahmen
III. Die Neuorganisation der Rentenversicherungsträger, 1933-1935
1. Strukturelle Veränderungen
2. Das Aufbaugesetz vom 5. Juli 1934
3. Gesundheitspolitische Maßnahmen
4. Die Rolle der Deutschen Arbeitsfront
5. Rechtliche und organisatorische Folgen der Umstrukturierung
IV. Die Forcierung des Arbeitseinsatzes und Einschränkungen der Versichertenrechte, 1936-1941
1. Der Vertrauensärztliche Dienst
2. Aus der Praxis der Rechtsprechung
3. Die vermehrte Überprüfung der Träger
4. Die „staatsfeindliche Betätigung“ von Rentnern
5. Anpassung und Indienstnahme
V. Die verstärkte Mobilisierung im Kriege, 1941-1945
1. Das „Kriegsgesetz“ und die weitere Forcierung des Arbeitseinsatzes
2. Die Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern
3. Die verschärfte Begutachtung durch den Vertrauensärztlichen Dienst
4. Das letzte Mittel: die Vereinfachung des Rentenversicherungsrechts
5. Konsequenzen aus der Arbeitskräftepolitik und dem Kriegsverlauf
VI. Das Reichsarbeitsministerium in Europa, 1933-1945
1. Internationale Kongresse der Sozialversicherung: die Propagierung des „deutschen Modells“
2. Die Durchführung der Rentenversicherung im Protektorat Böhmen und Mähren
3. Missglückte Rückkehr: die deutsche Rentenversicherungspolitik im Elsass
4. Brüche und Kontinuitäten
VII. Die Diskriminierung der Juden, 1933-1945
1. Berufsbedingte Entlassungen aus den Sozialversicherungsbehörden
2. Maßnahmen gegen jüdische Versicherte
3. Antisemitische Rentenversichungspraxis im Deutschen Reich und im besetzten Ausland
VIII. Schluss